Minitest Markdown-Editoren

Auf einer Fehlersuche habe ich ein paar Markdown-Programme getestet. Das Programm, das bockte, war Byword, in dem auch dieser Text entsteht. Die Kontrollen wurden mit iA Writer und MultiMarkdown Composer durchgeführt, und zuletzt wird noch ein Markdown-Blick auf BBEdit, TextMate und Scrivener geworfen. Achtung: Das wird unterm Strich ein Loblied auf Byword!

BildschirmfotoByword

Byword

Besonders schön finde ich an Byword, dass es so schnell startet. Natürlich ist es auch prima, dass es so gut aussieht. Und dass es MultiMarkdown geradezu atmet, begeistert mich. Sinnvolle Tastaturkurzbefehle für alles Nötige und einiges darüber hinaus erleichtern die Schreibarbeit. Die integrierte Vorschau hilft dabei, die Formatierung zu überprüfen. Und die MultiMarkdown-Exportmöglichkeiten in HTML, PDF, RTF, Word-DOC und LaTeX bieten alles, was das Schreiberherz begehrt.

Der erste Fehler, der mir in diesem hübschen Programm Schwierigkeiten bereitete, war kein Fehler des Programms, sondern eine frühere MultiMarkdown-Installation auf meinem Rechner. Mit einer Neuinstallation der MultiMarkdown-Pakete lief alles wieder: 

MultiMarkdown-Mac–3.2.pkg.zip 

MultiMarkdown-Support-Mac–3.2.pkg.zip

Mein Dank an Jorge Pedroso, den Programmierer von Byword, für seinen Tipp.

Doch der zweite Fehler ist ein Bug in Byword: Der RTF-Export funktioniert nur teilweise oder über einen Umweg: In die erste Zeile eines Dokuments, das als RTF exportiert werden soll, muss »Format:Complete« stehen, gefolgt von einer Leerzeile. Byword erkennt diesen Befehl und graut ihn aus. Mitte Dezember 2012 will Jorge Pedroso diesen Fehler behoben haben. 

Natürlich wird das Programm und die immer wieder beschworene Einfachheit überhöht. Nun, fürs Schreiben allein ist es schon ein Vorteil, wenn man sich nicht über vieles, sondern nur über das Eine Gedanken macht. Freilich kann man das mit ein wenig Selbstdisziplin mit jedem Editor erreichen. Aber Byword ist wirklich hübsch. Ich habe meine Lieblingsschrift Minion Pro eingestellt, in der auch Griechisch schön dargestellt wird. Selbst das Hebräische ist kein Problem – doch das gilt für alle Kandidaten außer TextMate.

Sobald der Export vollends problemlos läuft, ist Byword erste Wahl.

iA Writer

Ein Mac-Programm, das es auch fürs iPad gibt, ist zunächst einmal spannend. iA Writer bietet genau das. Alles andere ist sehr minimalistisch. Das Programm unterstützt den Schreiber weder durch Tastaturkurzbefehle noch durch Syntaxergänzung. Letzteres bietet auch Byword nicht. Man muss also mehr tun als in Byword, und iA Writer sieht auch nicht ganz so hübsch aus wie Byword. Der Export funktioniert dafür zuverlässig. Ergo: ein solider Schreibknecht, der seinen Meister auch unterwegs auf dem iPad begleiten kann. Am iA Writer missfällt mir, dass es keine Vorschau gibt. Dazu muss man erst Marked starten, damit man einen optischen Eindruck bekommt. Der einzige Gag ist die eher eigenartige Markdown-Syntaxhervorhebung. Gegen Byword hat iA Writer keine Chance, meine ich.

MultiMarkdown Composer

Der MultiMarkdown Composer setzt die Markdown-Syntax fast genauso gut um wie Byword, doch die Farben stören mich, außerdem werden auch die Auszeichnungsmarker (hier also die Asteriski) mit hervorgehoben, was eher stört als hilft. In Byword werden diese »ausgegraut« und damit fast ausgeblendet. Schön ist im MultiMarkdown Composer die Zusammenarbeit mit Marked, auch die #-Ergänzung am Überschriftenende und die automatische paarweise Einfügung von Anführungszeichen und Klammern gefällt mir gut. Gut ist auch, dass sich das Inhaltsverzeichnis nach Belieben rechts oder links des Textes einblenden lässt. Diese Inhaltsspalte ist ein echter Vorteil gegenüber Byword.

Während Byword im Vollbildmodus eine einheitliche weiße oder schwarze Fläche erzeugt, legt der MultiMarkdown Composer lediglich die schwarzgraue Leinenstruktur, den Lion-Standardhintergrund, über den Rest des Bildschirms und zentriert das Editorfenster davor. So bleibt das Inhaltsverzeichnis sichtbar; am Fenster selbst ändert sich gar nichts, wenn man davon absieht, dass die Fensterkopfleiste verschwindet. Allerdings tippt man stets in der letzten Zeile, sobald eine volle Seite Text eingegeben wurde. Da ist das Schreibmaschinen-Scrollen von Byword Gold wert.

Dieses stabile Programm ist nun wirklich nicht hübsch, aber solide. Der Zwei-Spalten-Aufbau des MultiMarkdown Composer mit der Gliederung im Seitenfenster ist nicht schlecht, und es bietet auch eine zuverlässige Vorschau. Leider wird auch hier fehlerhaft exportiert, besonders die Schriften werden weder im RTF noch in HTML richtig kodiert. Da ist noch einiges zu tun.

BBEdit

Sehr spartanisch, aber Markdown durchaus gewachsen, wirkt BBEdit, das Urgestein der Editoren auf dem Mac. Syntaxhervorhebung ist gar kein Problem, leider ist sie auch hier in Farbe. Interessant ist, dass eine Vorschau in BBEdit möglich ist. Zusammen mit der Sicherheit und Schnelligkeit, die dieses Programm auch für extrem lange Texte bietet, ist BBEdit zwar nicht konkurrenzfähig, wenn es mit Byword verglichen wird, doch immerhin bietet es ein Programmierergefühl und eine grundsätzliche Markdown-Unterstützung, kurz: besser als nichts.

TextMate

Dasselbe gilt cum grano salis auch für TextMate. Der bekannte Editor glänzt mit einer farblich sparsamen, doch immerhin sinnvollen Syntaxhervorhebung und Syntaxergänzung durch sein Markdown-Bundle. Auch etliche Tastaturkurzbefehle werden geboten, dazu hilft das automatisch erstellte Inhaltsverzeichnis in der Fußzeile des Fensters bei der Orientierung in langen Texten. Die eingebaute Preview funktioniert, und es ist der Export in die üblichen Formate HTML, PDF, (Xe)LaTeX und RTF möglich – allerdings gelingt bei mir nur der HTML-Export reibungslos.

Scrivener

Der Vergleich ist natürlich völlig unfair, da Scrivener nicht einfach nur ein Editor ist, sondern eine voll ausgestattete Schreibwerkstatt. Betrachten wir nur die Eigenschaft in einem einzigen Dokument innerhalb von Scrivener, zeigt sich, dass die Markdown-Eingabe überhaupt nicht unterstützt wird. Selbstverständlich lässt sich der reine Text eingeben. Doch erst in der Ausgabe kann Markdown dann in andere Formate exportiert werden, bis dahin tippt man nur seine Formate ohne jegliche Hilfe durch Scrivener ein – kein Vergleich mit Byword. Dafür funktioniert auch der RTF-Export aus Scrivener vollständig und problemlos, womit in Byword erst Mitte Dezember 2011 zu rechnen ist. Und die übrigen Funktionen von Scrivener sind freilich aller Ehren wert. Da wünscht man sich, es wäre möglich, Byword bei Bedarf in Scrivener einbauen zu können. Doch so abwegig ist das ja auch gar nicht: Nachdem ein Text in Byword geschrieben wurde, kann man ihn stressfrei in ein Scrivener-Dokument einkopieren. Oder man speichert einzelne Dokumente in Byword und importiert sie zur weiteren Verwendung in Scrivener, auch kein Problem. Und damit wird auch der RTF-Export-Bug von Byword umgangen. Will man hinterher ein Dokument intensiver bearbeiten, lässt sich der Text einfach in ein Byword-Dokument kopieren, dort bearbeiten und danach wieder zurückkopieren. Auf diese Weise bekommt man auch die für längere Dokumente nötige Übersicht über den Inhalt. So gesehen ist das ein echtes Dreamteam.

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